Investment ins Wohlbefinden

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Therapien gegen Depressionen zahlen sich auch volkswirtschaftlich aus

Die Anzahl der Menschen, die an Depressionen leiden, steigt weltweit stetig an. Das ist nicht nur für jeden einzelnen Betroffenen eine schwere Beeinträchtigung, sondern bürdet auch den Volkswirtschaften hohe Ausfallkosten auf. Die gute Nachricht ist: Jeder Euro, der in eine Therapie investiert wird, erbringt vier Euro Produktivitätsgewinn für die Volkswirtschaft, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) errechnet hat. Zudem gibt es inzwischen Unternehmen, die gezielte und effizientere Behandlungen anbieten.

Im Jahr 2013 waren nach den aktuellsten Zahlen der WHO weltweit rund 615 Millionen Menschen an Depressionen und/oder Angstzuständen erkrankt, also rund neun Prozent der Weltbevölkerung. Seit 1990 ist die Zahl der Betroffenen demnach um rund 50 Prozent gestiegen. In Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben, rechnet die WHO mit etwa 20 Prozent Erkrankten. 

In Deutschland erkranken derzeit nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe insgesamt rund 5,3 Millionen Menschen im Laufe eines Jahres an einer Depression. Die Dimension für die Wirtschaft macht das „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung deutlich. Bei der repräsentativen Umfrage unter Arbeitnehmern gaben 20 Prozent der Befragten an, dass bei ihnen schon einmal die Diagnose „Depression“ gestellt worden sei. Weitere 19 Prozent der Befragten vermuten, schon einmal im Leben an einer Depression erkrankt gewesen zu sein – ohne eine ärztliche Diagnose erhalten zu haben. 

Produktivitätsverluste

Die Produktivitätsverluste, die eine Volkswirtschaft durch Fehlzeiten und daraus resultierende Produktionsausfälle infolge von psychischen Krankheiten erleidet, sind enorm. In einer Studie hat die WHO die wirtschaftlichen Verluste durch an Depressionen oder Angstzuständen erkrankte Mitarbeiter und die Kosten für eine Verstärkung der Therapiemaßnahmen für den Zeitraum 2016 bis 2030 gegengerechnet, um den volkswirtschaftlichen Nutzen der Behandlungen zu ermitteln. Dazu wurden Daten aus den 36 größten Ländern der Welt – sowohl mit hohen als auch mit niedrigen Erwerbseinkommen – herangezogen. Die Länder repräsentieren rund 80 Prozent der Weltbevölkerung. Je nach Land erhalten dort derzeit nur zwischen sieben und 23 Prozent der Erkrankten eine adäquate Behandlung. Als Ziel wurde die Verbesserung der Arbeitsproduktivität um mäßige fünf Prozent vorgegeben. 

Das Studienergebnis spricht eindeutig für höhere Investitionen in die Behandlung von Depressionen und Angstzuständen. So belaufen sich die Verluste für die 36 Volkswirtschaften auf 925 Milliarden Dollar pro Jahr, wenn die Therapiemaßnahmen nicht verstärkt werden. Dieser Betrag ist das Resultat von 12 Milliarden Ausfalltagen. Hochgerechnet auf die ganze Welt kommt die WHO auf 1,15 Billionen Dollar Produktivitätsverluste pro Jahr.

Hoher Return on Investment

Die erforderlichen Investitionen in Therapiemaßnahmen in den 36 Volkswirtschaften würden sich insgesamt auf 147 Milliarden Dollar im Gesamtzeitraum 2016 bis 2030 belaufen. Dagegen führt die um fünf Prozent gesteigerte Arbeitsproduktivität für die Wirtschaft zu höheren Einnahmen von 399 Milliarden Dollar. Der Nutzen überwiegt laut WHO die Kosten in einzelnen Ländern um den Faktor 2,3 bis 3,0, je nachdem, ob es sich um ein Niedriglohnland oder eines mit hohen Arbeitseinkommen handelt. Wenn zusätzlich soziale Kosten in die Rechnung mit einbezogen werden, etwa eingesparte Lohnersatzleistungen und Sozialhilfe, dann beläuft sich der „Return on Investment“ sogar auf den Faktor 3,3 bis 5,7. Im Durchschnitt bringt so jeder in Therapien investierte Dollar vier Dollar Gewinn ein.

Zugleich entwickeln Wissenschaftler derzeit zielgerichtetere Therapien für Depressionen, die letztlich auch einen wirtschaftlicheren Einsatz der Finanzmittel versprechen. So entwickelte etwa das deutsche Unternehmen HMNC Brain Health einen personalisierten Therapieansatz für schwere Depressionen, den es „Precision Psychiatry“ nennt. Bisher läuft die medikamentöse Behandlung dieser Depressionen noch mehr oder weniger nach dem Trial-and-Error-Prinzip ab, bei dem der Patient über einen langen Zeitraum eingestellt wird. Wenn das erste Medikament nicht hilft, versucht man es mit dem nächsten, bis eines anschlägt.

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